Der Kreuzstein in Lembeck

 

 

 

Vor vielen Jahren trafen sich zwei Schustergesellen in einer Herberge. Sie freundeten sich an und beschlossen, in Zukunft gemeinsam auf Arbeitssuche zu gehen. Der eine war ein fröhlicher Geselle und kehrte nach jeder Arbeit ins Haus seiner Eltern zurück. Der andere hatte ein finsteres Gemüt und keine Bleibe.

 

Einmal sagte der Fröhliche: „Wie wird sich Mutter freuen, wenn ich ihr mein verdientes Geld gebe.“ Da wurde der Finstere neidisch und überlegte, wie er seinem Partner das Geld abnehmen könne. Nach einer langen Wanderung kamen die beiden Schustergesellen endlich spät am Abend in Lembeck an. Doch im dunklen Eichenbusch geschah etwas Schreckliches. Die Leute von Lembeck sprechen noch heute davon.

 

Als sie am nächsten Morgen zur Sonntagsmesse fuhren, fanden sie den jungen Schuster tot am Wegesrand liegen und ein Schustermesser steckte in seiner Brust. Der junge Mann wurde im Dorf begraben. Der Steinmetz fertigte ein Sühnekreuz an und stellte es am Tatort auf. Einige Jahre später beobachteten die Lembecker einen schlecht gekleideten alten Mann, der sich seltsam verhielt und lange Zeit vor dem Steinkreuz stehen blieb. Sie gingen auf ihn zu und beschuldigten ihn des Mordes an dem jungen Schuster. Er ließ sich ohne Widerstand abführen und bereute seine Tat. Der Familie des Ermordeten gab er Geld für den Lebensunterhalt. Dem Pfarrer gab er die geraubte Summe zurück und darüber hinaus Geld für mehrere Seelenmessen sowohl für den Ermordeten wie auch für sich selbst und für Kerzenwachs. Nach dem Prozess wurde der Mörder auf dem Galgenberg hingerichtet. (Edelgard Moers)

 

Literatur:

 

Amtmann Uckelmann: Das Kreuz auf dem Specking. In: Heimatkalender der

 

Herrlichkeit Lembeck. Dorsten. Jahrgan