Wie die Heilige Katharina Schutzpatronin der Dorstener wurde

 

 

 

Katharina war die Tochter des Königs Cotus in Alexandria in Ägypten. Sie lebte im vierten Jahrhundert nach Christus. Zu dieser Zeit beteten die Ägypter ihre Götter an. Auch Katharina tat dies. Sie war ein außergewöhnlich schönes Mädchen, klug und wohlhabend. Sie war aber auch sehr stolz und eitel.

 

Als ihr Vater, der König, beschloss, sie zu verheiraten, lud er viele Freier ins Schloss ein. Katharina aber lachte alle aus. Kein Freier war ihr gut genug. Dem einen fehlte das Geld, dem anderen das gute Aussehen. Ihre Mutter konnte das nicht länger mit ansehen und brachte Katharina zu einem Einsiedler, der als weiser Mann galt. Dieser Einsiedler erzählte Katharina viele Geschichten von Jesus.

 

Diese Begegnung mit dem Einsiedler und die Geschichten, die er ihr erzählte, machten Katharina sehr nachdenklich. Sie war plötzlich entsetzt über ihren Hochmut und glaubte, dass Jesus Christus ihr wahrer Bräutigam sei. Bald darauf suchte sie einen Priester auf, der sie zur Christin taufte.

 

Einige Zeit später erhielt Katharina von Kaiser Maxentius eine Einladung zu einem Fest und damit verbunden eine Aufforderung, Heidengöttern Opfer zu bringen und Götzenbilder anzubeten. Durch ihre Redegewandtheit gelang es ihr, den Kaiser in Verlegenheit zu bringen. Maxentius rief daraufhin die fünfzig besten Philosophen, die Katharina in aller Öffentlichkeit der falschen Aussage überführen sollten. Doch Katharina überzeugte die Gelehrten. „Aus ihr spricht der Geist Gottes“, sagten die Weisen und wollten nun selbst Christen werden.

 

Der Kaiser war so zornig, dass er sich die gemeinsten Folterstrafen ausdachte. Katharina wurde auf ein Rad mit Nägeln gebunden. Das Rad sollte sie zerreißen. Aber das Rad zerbrach wie durch ein Wunder und der jungen Frau geschah nichts. Kaiser Maxentius ließ sie dann wochenlang ohne Nahrung und quälte sie auf das Übelste. Immer wieder wurde Katharina auf wundersame Weise gesund.

 

Schließlich hatte der Kaiser so große Angst vor Katharina und ihrem Gott, der sie immer wieder beschützte, dass er die Königstochter enthaupten ließ. Ihr Leichnam wurde später von Engeln auf den Berg Sinai getragen, so erzählt man sich. Heute steht dort das Katharinenkloster.

 

Die Heilige mit dem zerbrochenen Rad wurde die Schutzpatronin der Universitäten und Schulen, der Ehefrauen und Mädchen, der Theologen und Juristen, der Schuhmacher und Buchdrucker, vor allem der Schülerinnen. Katharina gehört auch zu den vierzehn Nothelfern und bildet mit Margareta und Barbara die Gruppe der Heiligen Jungfrauen.

 

Besonders in bäuerlichen Gegenden verehrten die Menschen die Heilige Katharina sehr. „St. Kathrein lässt den Winter ein!“ heißt ein altes überliefertes Sprichwort. Es bringt zum Ausdruck, dass die nun die kalte Jahreszeit beginnt. Am Katharinentag endete früher die Weidezeit. Auf den Bauernhöfen begannen die Menschen, die Schafe zu scheren. Mägde und Knechte erhielten an diesem Tag ihren Lohn. Der Höhepunkt war der Kathreintanz am Abend des 25. November Mit einer kräftigen Mahlzeit schließlich begrüßten die Bauern den Winter.

 

Aber auch in den Stadtmauern von Dorsten feierten die Bürger den Katharinentag. Schülerinnen, Schüler und Lehrer sangen am Katharinentag zu Ehren der Heiligen eine Kantate in der Kirche, weil sie auch die Schutzpatronin der Gelehrten war. In Dorsten gab es schon 1337 die erste Schule für Jungen, eine Pfarrschule. 1642 gründeten die Franziskaner das Petrinum für Jungen und 1699 die Ursulinen eine Schule für Mädchen. Besonders die Ordensfrauen und Schülerinnen erkoren die Heilige Katharina zur Schutzheiligen aus und erhoben die Reinheit zum Vorbild.

 

Wer in Sorge und Nöten war, konnte nach der Heiligen rufen. Viele Legenden und Wunderzeichen ranken um sie. Für viele berühmte Künstler waren Stationen ihres Lebens auch noch über den Tod hinaus Motive der Darstellung. Am Katharinentag war für Räder strengstes Bewegungsverbot. So fanden sich alle Händler schon am Abend vorher auf dem Dorstener Markt ein. Bauern, Handwerker und Kaufleute boten dann am Katharinentag ihre Waren an. Gaukler, Musikanten,

 

Spieler und Artisten trugen zur Unterhaltung bei. Zu Ehren der Heiligen fanden eine Kirchmesse und ein Markt statt. Aus dem Begriff Kir(ch)mes(se) wurde heute Kirmes.

 

Am Tag der Katharinenkirmes, der Donnerstag nach dem Katharinentag, gehen Kinder und Eltern auch heute noch nach Dorsten, um einzukaufen und sich auf den Karussells und an den vielfältigen Buden zu vergnügen. (Edelgard Moers)

 

Literatur:

 

Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Die Heiligen im Jahreslauf. 2. Auflage

 

München 1985