Die Wolfsgrube
Fast zu allen Zeiten waren den Wulfenern die Musikanten aus Lippramsdorf willkommen, vor allem wenn eine Hochzeit zu feiern war. In der Zeit, in der sich unsere Geschichte abspielt, gab es nicht nur Hirsche, Rehe und Hasen, sondern noch Wölfe, die damals noch sehr zahlreich waren und den Wulfener viel Kummer bereiteten; denn so manches Schaf oder Schwein, ja sogar auch mal eine Kuh wurden von diesen Raubtieren gerissen. In kalten Wintern konnten sie auch Menschen angreifen und mancher einsame Wanderer wurde damals ein Opfer dieser gefährlichen Raubtiere. Weil es gerade in den Wäldern um Wulfen so viele Wölfe gab, glauben heute noch manche Gelehrten, dass der Name „Wulfen“ daraus entstanden war und nicht vom Ritter von Wolf herrührte.
Wegen ihrer großen Gefährlichkeit versuchten die Wulfener, sich von der Wolfsplage zu befreien, und weil zu der damaligen Zeit Gewehre noch sehr selten waren, gruben die Bauern große Löcher, legten dort Fangeisen hinein und deckten das entstandene Loch mit Ästen und Zweigen so gut ab, dass es auch von einem Wolf nicht gesehen werden konnte. Manchmal steckten sie noch ein Lamm als Köder in die Grube, aber nur, wenn es sich um einen besonders klugen und gefährlichen Wolf handelte, denn die Wulfener waren zumeist arme Heidebauern, die nicht allzu viele Schafe hatten. Die Fallen taten ihre Wirkung und so wurden die Wolfsrudel von Jahr zu Jahr kleiner, bis schließlich nur noch einzelne Tiere die Gegend unsicher machten.
Um diese Zeit war in Wulfen wieder einmal eine Hochzeit, zu der ein Lippramsdorf Musikant verpflichtet wurde. Dieser kam auch pünktlich, spielte brav auf zum Tanze und machte seine Sache so gut, dass er immer wieder eine Zugabe geben musste und so sich erst nachts auf den Heimweg machen konnte. Das Schicksal wollte es, dass er einen Abkürzungsweg nahm, auf dem man erst vor kurzem eine Wolfsgrube ausgehoben hatte, die einem der letzten Wölfe den Garaus machen sollte. Der Musikus konnte die gut abgedeckte Falle nicht sehen und fiel prompt hinein. Dabei hatte er noch Glück im Unglück, denn er berührte beim Sturz nicht das offene Fangeisen, sodass er unverletzt blieb. Jedoch war die Grube sehr tief und ohne fremde Hilfe konnte er nicht mehr herauskommen. So setzte er sich nach anfänglichem Wehklagen hin und hoffte, etwas Schlaf zu finden und dass ihn am nächsten Tag jemand finden würde, der ihn aus seiner misslichen Lage befreite.
Seine Hilferufe hatte in der Nacht auch kein Mensch gehört, wohl aber der Wolf, der sich aufgrund des Jammerns einen schönen Festtagsbraten erhoffte. Und so war er schnell bei der Grube, in der der Lippramsdorfer, als er des Raubtieres gewahr wurde, vor Angst keinen Ton mehr herausbrachte. Die gute Nase des Wolfes roch den Angstschweiß des Menschen, der seine Beutegier nur noch verstärkte. Er sprang in die Grube. Es gab einen doppelten Aufschrei - vom Menschen, der dem Tod in die Augen sah, und vom Tier, das genau in das Fangeisen gesprungen war und von diesem nun schmerzhaft festgehalten wurde. Der Musikant stellte erleichtert fest, dass der Wolf ihm kein Haar gekrümmt hatte und das auch nicht konnte, solange er sich fest in die eine Ecke der Grube hinein drückte. Trotzdem war an Schlaf nicht mehr zu denken, und da er sich nicht bewegen konnte, begannen ihm langsam alle Glieder steif zu werden und zu schmerzen. Schon die kleinste Bewegung ließ das Raubtier lebendig werden. Wer sagte dem Mann, dass der Wolf sich nicht doch befreien und auf ihn stürzen konnte?
Die Minuten tropften zäh dahin und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis endlich der neue Tag anbrach. Der Lippramsdorfer begann daraufhin wieder mit seinen Hilferufen. Aber es sollte Mittag werden, bis die Rufe vernommen wurden und Hilfe kam. Schnell eilten viele Wulfener herbei. Es hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen, dass der alte Wolf, der schon lange die Gegend unsicher machte, in der Grube gefangen worden sei. Zuerst holte man den Musikus, der ja den meisten noch vom gestrigen Tanzvergnügen her bekannt war, aus der Grube. Dann töteten die wütenden Bauern das Raubtier mit langen Speeren. Der Spielmann wurde für seinen unfreiwilligen Köderdienst noch mit ein paar Gulden belohnt, soll aber nie mehr nach Wulfen gekommen sein, obwohl man die Grube gleich ordnungsgemäß zuschüttete, denn die Wolfsplage war nun vorbei. (Peter
Bertram)
Literatur:
Edelgard Moers (Hrsg
Liste der Preisträger:
Gruppe der 17-20jährigen
1.Preis Michel Lee Flamme des Lebens
2.Preis Pauline Bartling Erbarmungslos
3. Preis Anja Greuel Hinter dem Lächeln
4.Preis Nicole Herner Unvorstellbar
4.Preis Philipp Hallbauer Poetry Slum
4.Preis Sophia Benning Zwanzig Dinge…
Gruppe der 13-16 Jährigen
1.Preis Anna Plümpe Loslassen
1.Preis Jette Tewes Sinn
2.Preis Edda Emilia Wasserbauer Berechenbar unberechenbar
2. Preis Isabel Paasch Maybe tomorrow
3.Preis A. Michelle Guski Stillstand
3.Preis Franca Beckmann Zufriedenheit
Gruppe der 8-12 Jährigen
1.Preis Lena Marie Micheel Grüne Zauberwelt
1.Preis David Minor Mein geheimnisvoller Ball
2.Preis Linda Bernsmann Die Kinder
3.Preis Sophie Minor Meine Verabschiedung
3.Preis Maximilian Hoppe Der Sommer
Sonderpreis
25 Schüler und Schülerinnen der Klasse 6a der Realschule
St. Ursula Dorsten
Schüler der 5. Klasse der Europa Schule Martin Luther in Herten
Sondergruppe Politisches Gedicht
1.Preis Daniel Gruber Die Würde
2.Preis Leandra Kuchenbäcker Unserer schönen Demokratie
3.Preis Max Venghaus Grau
4.Preis Sabeth Maria Dugdale 10 Sekunden der Welt
Sonderpreis englisches Gedicht
1.Preis Junis Bauer In the forest