Der Spuk in der Gälkenheide

 

 

 

Es lebte einmal vor langer, langer Zeit eine Familie in der Gälkenheide, Vater,

 

Mutter und sechs Kinder. Der älteste Sohn hieß Friedrich, sie nannten ihn alle

 

Fritzken. Fritzken war sechzehn Jahre alt. Er lernte in Dorsten das Schusterhandwerk.

 

Fritzkens Weg führte immer durch die Heide, einen anderen Weg

 

nach Dorsten gab es nicht. So musste er bei Wind und Wetter, bei Schnee und

 

Eis und grimmiger Kälte den langen mühsamen Weg durch die Heide gehen.

 

Eines Abends ging er wieder einmal diesen Weg. Es war schon Herbst und stockdunkel,

 

der Wind heulte und es regnete in Strömen. Fritzken konnte sich nirgends

 

unterstellen. Er stolperte über Sandhügel, Baumwurzeln und aufgeweichte

 

Erde. Schemenhaft erkannte er trotz der Dunkelheit die drei großen Wachholderbüsche,

 

in die er sich als Kind öfter versteckte. Da hörte er plötzlich ein

 

seltsames Geräusch. Was war das nur? Wo kam das her? Fritzken blieb stehen,

 

lauschte in die Finsternis hinein. Da war es wieder. Auf einmal sah er ein schwarzes

 

Gewand hin und her flattern, mal blähte es sich auf, gleich darauf fiel es

 

wieder zusammen. Er hörte ein lang anhaltendes Kichern und ein leises Wimmern,

 

ein Fauchen und Kettenrasseln. Jetzt wurde es ihm unheimlich. Ihm liefen

 

Schauer über den Rücken. Sein Herz pochte ihm bis zum Hals und die Zunge

 

klebte ihm am Gaumen fest. Er lief und lief, das dunkle Gespenst stöhnend und

 

fauchend hinter ihm her.

 

Da sah er das Licht seines Elternhauses. Gott sei Dank, gleich war er zu Hause.

 

Er lief über die Wiese, schnell durch den Garten und da war auch schon die

 

Haustür. Durchnässt, atemlos und leichenblass stand er in der Stube. Die Eltern

 

erschraken, als sie Fritzken sahen und wollten wissen, was passiert sei. Fritzken

 

stotterte und brachte kaum etwas hervor. Erschöpft fiel er in sein Bett und

 

schlief ein. Einige Zeit später wurde in Hervest eine Zeche gebaut. Jetzt wusste

 

Fritzken, was das Gespenst sagen wollte. (Marga Belz)

 

Literatur:

 

Edelgard Moers (Hrsg): Dorstener Geschichten. Dorsten 2000. Seite 31 ff.