unserer Dorstener Dichterin MARIA LENZEN zum zweihundertsten Geburtstag am 18. Dezember gewidmet

Geburtshaus von Maria Lenzen. Aufnahme um 1880 (aus Wiedenhöfer, „Maria Lenzen, eine Lebensbeschreibung“, Münstermann, Gelsenkirchen 1908)

Maria Lenzen im 34. Lebensjahr  (aus Wiedenhöfer,“ Maria Lenzen, eine Lebensbeschreibung“)

Maria Lenzen mit ihrem Sohn Franz 1856 (aus Wiedenhöfer,“ Maria Lenzen, eine Lebensbeschreibung“)


Sie hat 44 Romane und Erzählungen geschrieben, dazu zahlreiche Gedichte. Ihre Bücher wurden in hohen Auflagen gedruckt. Maria Lenzen, geborene Sebregondi, war eine Erfolgsschriftstellerin. Am 18. Dezember vor zweihundert Jahren wurde sie in Dorsten geboren. Ihre einzige Biographie verdanken wir Dr. Joseph Wiedenhöfer, ehemaliger Direktor des Gymnasium Petrinum, der 1908 eine „Lebensbeschreibung“ der Dichterin veröffentlichte.

Die Welt, in die Maria Sebregondi hineingeboren wurde, war eine unruhige: ein Jahr vorher fand die Völkerschlacht bei Leipzig statt, ein Jahr später wurde Napoleon bei Waterloo besiegt. Dorsten hatte durch Einquartierungen von Soldaten dreier Armeen gelitten und hatte hohe Schulden. Doch im Hause des Praktischen Arztes Dr. Rüdiger Sebregondi herrschte Frieden. Er und seine Frau Elisabeth umsorgten Maria und ihre später geborenen Schwestern liebevoll.

 Maria hatte eine schöne Kindheit, mit 11 Jahren besuchte sie die Schule der Ursulinen in der Blinden Straße, wo sich das aufgeweckte Kind prächtig entwickelte. Schon damals verfasste sie erste Gedichte und kleine Geschichten, die sie auf eine Schiefertafel schrieb. Vier Jahre später verließ sie die Schule. Mit 16 Jahren lernte sie den Gerichtsreferendar Gustav Lenzen kennen, mit dem sie sich verlobte. 1832 heiratet sie Gustav Lenzen und zieht mit ihm nach Elberfeld. 10 Monate später stirbt ihr Mann an Typhus, damals eine unheilbare Krankheit. Sie zieht nach Dorsten ins Elternhaus zurück. Traurig dichtet sie: „Leb wohl, leb wohl, du trautes Tal! Muss heute noch dich meiden. Du Zeuge meiner tiefsten Qual, wie meiner höchsten Freuden.“ Sie kümmert sich jetzt um den Haushalt und die Schwestern, denn die Mutter kränkelt. Ab 1839 schreibt sie Romane. Ihr erstes Werk, „Der Sieg des Glaubens“, erscheint 1840 in Regensburg. Bis 1848 erscheinen 10 Novellen und Romane, die meist historischen Inhalt haben.

Mitte der 1840er Jahre lernt sie in Vreden, wo ihre Cousine wohnt, den Rentmeister Ignaz ten Brink kennen, den sie 1848 heiratet. Wegen eines Unfalls, bei dem sie sich das Knie verletzte, findet die Heirat im Haus der Eltern am Dorstener Markt 14 statt. Am selben Tage noch fährt sie mit ihrem Mann nach Anholt, wo Ignaz ten Brink seit 1847 als „Verwalter der fürstlich Salm-Salm‘schen Hauptdominalkassen“ tätig ist. 

Mit ihrem Mann versteht sich Maria glänzend, die Ehe wird glücklich. Sie kümmert sich jetzt um den Haushalt und vielfältige repräsentative Pflichten. Als 1850 ihr Sohn Franz geboren wird, ist sie ganz Mutter, das Schreiben wird erst einmal zurück gestellt. Maria führt ein offenes und gastliches Haus. Zweimal in der Woche kommen die jungen Prinzessinnen des Fürstenhauses zu ihr zum Tee, außerdem gründet sie den „Anholter Frauenverein.“

Ab 1870 schreibt sie wieder. Nach dem Tod ihres Mannes 1875 beginnt ihre Haupt-Schaffensperiode. Wie besessen sitzt sie in ihrem Arbeitszimmer und schreibt oft die ganze Nacht hindurch bis in den Morgen hinein. Ihre Manuskripte werden von den Verlagen gerne genommen, denn die Bücher, die sie jetzt unter dem Namen Maria Lenzen di Sebregondi veröffentlicht, verkaufen sich prächtig. Sie ist jetzt eine viel gelesene Schriftstellerin. Mit ihrer Gesundheit steht es allerdings nicht zum Besten. Sie kann das Haus nicht mehr verlassen und wird von ihrer Schwiegertochter gepflegt. Zwei Tage vor ihrem Tod schreibt sie ein letztes Gedicht, in dem es heißt: „Du, Herr, hast mich so sehr geliebt, ich habe dich so schwer betrübt; jetzt machst den letzten Schritt mir sacht, der abwärts führt zur letzten Nacht.“  Am 11. Februar stirbt sie. Sie wurde 67 Jahre alt.

Ihr Werk überdauerte sie nicht lange. Einige Jahre noch wurden ihre Bücher gedruckt, dann wurde es still um Maria Lenzen di Sebregondi. Die Zeiten im Deutschen Reich änderten sich. Doch Maria erlebte es nicht mehr.