Jan Schlüter

 

 

Spuren

 

Als ich noch ein Bube war,

mein ganzes Leben vor mir sah,

habe ich mir vorgestellt,

zu verbessern diese Welt.

Geheimnisse würde ich enthüllen,

mein Name würde Bücher füllen,

viel erreichen würd’ ich im Leben,

nicht ohne Sinn ward es mir gegeben.

Das alles;Träume eines kleinen Jungen,

voll gewaltiger Erwartungen,

der jemand Großes wollte sein,

doch wie besagt; ich war noch klein.

Wenn ich nun allein hier sitze,

mich auf meinen Gehstock stütze,

und faltig in den Spiegel schau’,

ja, ich bin alt; ich bin grau;

Dann weiß ich, es war nur ein Traum,

und dafür gibt es keinen Raum.

Nichts erreicht hab ich im Leben,

umsonst ward es mir gegeben.

Dennoch schau ich gern zurück,

auf eine Zeit voll Leid und Glück.

Der erste Schultag; nicht leicht, wohl wahr,

die erste Liebe wunderbar.

Die schnelle Hochzeit;viel zu früh,

die Kinderziehung,viel Freud, viel Müh’.

Und dann zogen die Kleinen aus,

die Folge, ungewohnte Leere im Haus.

Dem Leben gaben Enkel neuen Wind,

Erinnerungen an mich selbst, als Kind.

Dann der Abschied von meiner Frau,

im Himmel ist sie, ich weiß es genau.

Wenn sie mich so säh’, was würd’ sie sagen,

würd’ sie sich selbst auch so beklagen?

Würde sie nun schauen zurück,

sähe sie nur Leid-oder auch Glück?

Würde sie das Schöne erneut durchleben,

oder sich der Trauer hingeben?

Ich kenne die Antwort, ich kenn’ sie genau,

sie war nicht diese Art von Frau.

Einen Sinn hatte mein Leben vielleicht doch,

vielleicht hat es ihn immer noch.

Es war mein Ziel, Spuren zu hinterlassen,

Bücher wird man nicht von mir verfassen;

Doch in Erinnerung bleibe ich sicherlich,

denn Freund, Vater, Opa, das bin ich.

Ja, einen Sinn hatte wohl mein Leben,

denn ich habe ihn ihm gegeben.